Kathrin: Ärgern tue ich mich auch im Alltag des Öfteren: über mich, über andere Menschen oder über Zustände. Wut ist mehr als Ärger. Wut ist schon ein Stückchen mehr manifestiert. Wut ist gerichtet auf Menschen, Strukturen, Organisationen. Ärger und Wut sind okay. Hass ist das stärkste Gefühl, das es an negativen Gefühlen gibt. Hass ist eine dauerhaft manifestierte Emotion. Dieses energetische Wütendsein kann ja auch etwas bewirken. Man kann Wut positiv kanalisieren. Das ist ja das Besondere. Beim Hass geht es nicht. Der Hass hat dieses Eiskalte. Diese Gleichgültigkeit. Wo nichts mehr Konstruktives durch Umlenken möglich ist. Den Hass kannst du nicht mehr kanalisieren. Der ist nur noch zerstörerisch.
Markus: Ich weiß, was kalte Wut ist. Aber das ist eine typische westliche Diskussion. Handelt es sich jetzt um Zorn, Wut oder Hass? Das ist Energie. Es gibt den Affekt, was weiß ich, du wirst betrogen und willst deshalb jemandem eine reinhauen. Was ist das jetzt? Kalte Wut ist es sicherlich nicht. Da hat es sicher eine Zeit dazu gebraucht, bis Wut erkaltet. Das ist wahrscheinlich das Gefährlichere: kalte Wut. Weil dann das Gehirn Rachefantasien entwickelt und du deine Empathie verlierst.
Ulrike: Vielleicht gibt es unterschiedliche Qualitäten von Wut. Da ist diese Art ohnmächtige Wut, die einen auf das Kindsein und auf diese Machtlosigkeit zurückwirft. Und dann gibt es diese konstruktive Wut, bei der man weiß: Jetzt ist der Zorn, der in mir aufsteigt, etwas Produktives und bringt mich irgendwohin und gibt mir den Mut, etwas zu machen und etwas zu ändern. Aber diese ohnmächtige Wut ist fürchterlich.
Das ist auch das, was uns gesellschaftlich manchmal so fertig macht. Die Wut der Anderen, die auf einer gewissen Ohnmacht beruht. Man merkt: Diese Wut bringt gar nichts, die führt nirgendwohin. Es ist auch so eine Stellvertreterwut. Wenn man gerade diese politischen Konflikte betrachtet … Es nutzt nichts, dass sich Palästinenser und Israelis, die einen die anderen, verkloppen oder tätlich werden. Damit komme ich überhaupt nicht klar. Das macht mich tatsächlich wütend: weil es eben so 0,0 Lösungen gibt. Es hat keine Berechtigung, jemandem weh zu tun. Und das auch noch stellvertretend für andere Menschen. Das macht mich sauwütend.
Friederike: Wir lesen Aggressionen und Wut immer negativ. Das ist an sich schon so, denn Wut führt in eine Sackgasse. Natürlich gibt es Situationen, die mit Wut gepaart sind, die total gefährlich sind…. Wenn du die Wut nicht richtig ausdrückst und sich etwas nicht lösen kann. Wut ist eigentlich nur die Energie, die etwas lösen soll. Aber wenn dadurch nichts gelöst wird, und die Wut immer am Köcheln bleibt, dann werden wir krank. Denn das Eigentliche, was da drunter liegt, das, was durch Wutenergie befreit werden soll, kriegen wir gar nicht raus aus unseren Seelen und Gegebenheiten. Eigentlich ist die Wut an sich was Positives.
Stephanie: So wie ich Wut erlebe, ist das meistens etwas Destruktives. Ich bin eher konstruktiv unterwegs. Und wenn ich wütend bin, versuche ich das umzusetzen und irgendwas zu verändern.
Yvonne: Ich hatte vor Kurzem in meinem Posteingang eine E-Mail von Xing, da stand sinngemäß: »Ich solle einfach wütend sein, weil das meine Position stärken würde.«
Diethold: Also diesen Satz halt ich für eine Fehlinterpretation. Weil Wut auch etwas Blindes hat, und die kann eine gewaltige Kraft entfalten. Wenn ganz, ganz viele Menschen wütend werden, wäre das eine riesige Tsunamiwelle. Aber was würde denn verändert werden mit der Wut? Letztendlich geht es doch darum, konstruktiv Dinge voranzubringen. Wenn ich allein auf den Klimawandel wütend bin oder auf den Umgang damit, ändert das ja nichts. Sondern ich muss selbst überlegen: Wie oft fahre ich Auto?
Kay: Wut ist für mich ein ganz negativ behafteter Begriff. Wenn ich früher Dinge in die Ecke geworfen habe, weil mir irgendwas nicht gelungen ist, hat mich mein Vater immer Wut-Teufel genannt. Ja, Wut hat immer etwas mit Zerstörung zu tun. Das ist eine negative Energie. Aber hier passender wäre Unzufriedenheit. Und da gibt es schon einige. Manche sagen es offen, manche sagen es nicht offen. Das ist so, man bewegt sich ja logischerweise in einer Blase.
Friederike: Wut ist ein unterdrücktes Thema – persönlich und gesellschaftlich. Deshalb bin ich überhaupt nicht dagegen, dass Wut sich einen Kanal sucht. Entscheidend ist, was damit geschieht. Du kannst den Leuten nicht ihre Wut verbieten. Das ist ja gerade das Problem, an dem wir so kranken. Ich persönlich habe unterdrückte Wut in mir, die einfach mal raus muss. Das ist pure Lebensenergie, sagen Psychologen. Wenn du Wut unterdrückst, jahrelang unterdrückst, dann kommt das zu einer Fehlentwicklung in deiner Seele.
Und gesellschaftlich passiert das genauso. Wenn wir keine wehrhafte Demokratie oder Institutionen haben, wo die Leute ihre Emotionen ausleben dürfen – also jetzt ohne zu Schlägern zu werden oder so – dann ist das unterdrückt. Dann kriegt das ganz eklige Formen. Das ist wahrscheinlich das, was wir gerade gesellschaftlich erleben. Dass es so was Unangenehmes hat. Aber eigentlich ist die Ursache, dass diese Emotionen gar nicht richtig gelebt werden.
Janek: Wir haben uns sehr stark und auch nicht zu Unrecht in unserer Gesellschaft und im Westen mit Sensitivität und Sensibilität für alles Mögliche beschäftigt. Das ist überhaupt nicht falsch. Aber es ist logisch, dass das auch eine Gegenbewegung hervorruft. Die ist maskulin, die ist grob, die überlegt nicht, die hat Wut als eine berechtigte Empfindung.
Lucie: Wut hat immer eine Tiefe, so eine Riesen-Story hinter sich.
Sabine: Ich habe in dieser Woche die Lesung von einem Thomas-Mann-Buch im Radio gehört. Da kam das Wort Zorn vor. Und dann habe ich gedacht, irgendwie ist das Wort bei uns verschwunden. Wir sind wütend, aber nicht mehr zornig. Ich habe dann nachgeschlagen, ob es einen Unterschied zwischen Wut und Zorn gibt. Den gibt es. Und ich habe festgestellt, dass mir das Wort Zorn besser gefällt als das Wort Wut. So, vom Klang…
Yvonne: …vom Klang her, aber was ist der Unterschied?
Sabine: Dass Zorn immer einen konkreten Anlass hat. Man ist zornig auf jemanden. Für den Zorn gibt es eine persönliche Beleidigung oder so. Es gibt einen ganz persönlichen Anlass, darüber wird man zornig. Während Wut sehr viel allgemeiner gehalten ist. Beschäftigen sich Philosophen damit, Soziologen. Also ich noch nie. Aber nur weil mir in der Lesung das Wort Zorn wieder untergekommen ist, habe ich nachgedacht: Ja, warum verwenden wir das Wort Zorn nicht mehr? Ich ja auch nicht, nicht in meinem Sprachgebrauch. Und es ist für mich ein bisschen milder als das Wort Wut. Warum auch immer.
Lis: Wut ist vor allem erst einmal ein Gefühl. Das ist halt da. Die Frage für mich wäre gar nicht, ob eine Wut berechtigt ist oder nicht. Die kommt halt als Gefühl, genauso wie Trauer oder Freude oder Müdigkeit kommen. Wut ist ein Botenstoff, der im Körper ausgeschüttet wird. Eine körperliche Angelegenheit. Und da ist die wichtigere Frage für mich: Woher kommt die Wut und gegen wen ist sie gerichtet?
Janek: Wut ist ein ganz starkes, aber auch ein ganz niedriges – niedrig nicht wertend im Sinne von schlecht oder gut – Gefühl. Ich bin wütend, wenn ich mir mit dem Hammer auf den Finger haue. Dann bin ich auf den Nagel wütend, weiß aber: Das ist kindisch. Ich erinnere mich, dass meine Mutter früher oft zu mir gesagt hat: »Jetzt ist er wieder der Wüterich, jetzt ist er wieder wütend.« Weil ich so aufgestampft und gequengelt habe.
Ich will die Wut, die hinter Sachthemen liegt, nicht denunzieren. Aber ich finde es unerwachsen, auch kindisch, diesem sehr einfachen Empfinden Raum zu geben, sich dahinter zu verschanzen, so wie ich das als Kind gemacht habe, wenn ich nicht das Bonbon gekriegt habe. Mich hinter meinem bösen grimmigen Gesicht und lautem Schreien zu verschanzen und natürlich nicht das Bonbon zu kriegen.
Julia: Wut an sich ist kein niederes Gefühl. Wut ist nichts, was nicht sein darf. Das ist ja erstmal nur das Gefühl. Und jedes Gefühl darf sein. Die Frage ist halt nur: Was mache ich damit? Natürlich möchte ich nicht, dass das in blinde Gewalt ausbricht. Aber mir die Wut selber zu verbieten, das ist halt Quatsch. Das steckt ja ganz tief in mir drin.
Kathrin: Wut ist ein mittelstarkes Gefühl, das im Menschen entsteht, wenn er oder sie eine Situation, in die sie hineinkommt oder mit der sie sich umgibt, nicht verändern kann. Das Gefühl von Wut entsteht aus Ohnmacht, aus Hilflosigkeit heraus, aus der Unfähigkeit Situationen, Ereignisse zu akzeptieren, wie sie sind.
Anonym: Wenn einen etwas unglücklich macht, dann wird man sauer. Oder man ist unzufrieden mit etwas. Und gibt die Schuld vielleicht auch anderen Leuten. Dann wird man wütend. Weil man nichts an der Situation ändern kann, woran man anderen die Schuld gibt.
Uta: Für mich ist Wut ein kurzes Gefühl. Entweder man kann jemandem davon erzählen. Dann konserviert man es noch ein bisschen. Aber aus meiner Sicht ist Wut nichts, was Handeln permanent bestimmen sollte. Aber Wut hat eine Berechtigung.
Marco: Wut im Bauch entsteht im Kopf
Genau
In deinem Bauch
da ist sie auch.
Ja, ja.
Martin: Wut ist ein recht negatives Gefühl. Ganz weit unten im Instrumentenkasten der Schwingungen. Viel besser ist Aufklärung und Vertrauen und Akzeptanz und Wohlwollen und solche Sachen. Das sind hochschwingende Sachen. Damit kann man Menschen viel besser erreichen. Das klingt vielleicht abgedroschen, aber wenn man die Emotionen abholt, die Menschen gerade haben – und die haben nun mal Emotionen, wenn sie z.B. Angst haben vor Ausländern –, dann ist das erst einmal eine reale Sache. Weil ihr Körper ihnen ja ein Gefühl gibt, das sie nicht einordnen können. Dann machen sie die Ausländer dafür verantwortlich.
Am Ende sind das ihre Urängste, die sie triggern. Sie müssten bei sich schauen: Warum habe ich diese Angst? Habe ich Angst vor der Fremde? Habe ich Angst vor was auch immer? Und dann komme ich vielleicht an den Punkt, wo ich an mir arbeiten kann. Und gar nicht mehr einen Stellvertreter dafür finden muss, den ich als Sündenbock vors Loch schieben kann.
Ulrike: Die Wut nimmt den kürzesten Weg, aber nicht immer den richtigen. Die, die dann adressiert werden, verdienen die Wut vielleicht gar nicht in dem Maße.
Anonym: Ich bin auch wütend. Da versuch ich mit den Leuten zu reden. Aber die sind so abjerichtet im System, wir werden ja im System vom System fürs System abjerichtet. Wenn du Glück hast, wirst du Humankapital. Nochmal: Evolution ist die Kunst der Anpassung. Alle versuchen, mit dem Arsch an die Wand zu kommen. Das ist erstmal klar. Der Mensch ist nicht nur ein biologisches Wesen – also nicht nur Fressen, Saufen, Ficken –, sondern auch ein jesellschaftliches Wesen.
Caro: Es wird sehr unterschätzt, dass Wut auch sehr verbal sein kann. Man denkt bei Wut meistens eher an körperliche Gewalt und dass man ausrastet oder jemanden anschreit. Aber es geht nicht nur darum. Sondern auch darum, dass Worte sehr verletzend sein können.
Uta: Wut ist ein Gefühl, das negativ belegt ist. Ich glaube aber, dass das manchmal gut ist. Weil das Gefühl einen Grund hat. Das macht einen sofort ärgerlich. Und das muss raus. Ansonsten spricht man von unterdrückter Wut. Die ist genauso negativ belegt. Aber es ist ein Gefühl. Und Gefühle kommen über uns. Ich halte Wut für ein Gefühl, was zuzulassen ist.
Christian Herrgott: Ich glaube, Wut ist ein Ausdruck von Ohnmacht, auch von eigener Ohnmacht, auf Dinge zu reagieren. Da liefert man sich ein Stück weit selbst aus, wenn man Wut empfindet oder Wut zulässt. Ich betrachte die Dinge sehr rational von vielen Punkten aus, aber auch mit einer gewissen Empathie für denjenigen, der mir diese Sachen gegenüber vorträgt. Von daher kann ich mit Wut nicht so viel anfangen, muss ich ehrlich gestehen.
Diethold: Wut kann Symptom von vielerlei sein. Auch von Krankheiten. Unsere Gesellschaft hat leider bisher noch keine wirkliche Lösung gefunden, bei der es allen ermöglicht wird, Hilfe zu bekommen. Teils auch professionelle Hilfe. Das macht sich zunehmend in der gesellschaftlichen Verfasstheit bemerkbar. Es braucht eine sehr umfassende Wut-Bearbeitung, damit das nicht aus den Fugen gerät. Das ist auch eine Aufgabe für die Politik.
Katrin: Ja, aber nicht nur. Das müssen wir als Wähler einfordern, aber auch bei uns. Da haben wir nämlich auch selber eine Aufgabe. Das kann man nicht immer nur delegieren. Sollen das doch mal die anderen lösen. Nein! So nicht!
Markus: Mit Wut meinen viele auch so eine Aufwallung im Moment. Was weiß ich: Wenn jetzt der Höcke hier reinkäme, würden manche … (macht ein wütendes Geräusch) Ich würde erst mal überhaupt nichts fühlen. Ich muss immer erst einmal Distanz herstellen, damit ich klug reagieren kann. Weil: Man kann in der Emotion nicht klug reagieren. Unmöglich! Du brauchst die Selbstdistanz.
Anonym: Wut ist Unverständnis. Aber Wut ist doch für niemanden gut. Wenn die Menschen Wut haben, machen sie sich doch eigentlich gesundheitlich kaputt. Es gibt viele, die steigern sich so rein, die sind psychisch komplett fertig.
Uta: Niemand will so richtig sagen: Ich bin wütend. Wutbürger ist ja völlig… Braucht man ja gar nicht drüber zu reden, wie das belegt ist. Will ja keiner sein. Wutbürger beschreibt etwas anderes. Aber ja, man wird manchmal wütend. Auch wenn das gesellschaftlich nicht die schickste Reaktion ist.
Christian: Ich halte Wut für eine sehr impulsive Emotion, die zwar sehr ausdrucksstark ist, aber auch viele Dinge zerstört. Wenn man sich von Wut leiten lässt – egal, ob man das verbal oder in körperlicher Wut ausdrückt –, dann geht das meiner Erfahrung nach in den Bereich, dass man mehr Porzellan zerschlägt, als man hinterher wieder kitten kann. Deswegen ist Wut sicherlich ein Gefühl, das einen impulsiv reagieren lässt, aber selten am Ende zu einer sinnvollen Komponente führt.
Sabine: Wenn ich den Begriff Wut verwende, ist das für mich oft mit ärgern, mit Enttäuschung, mit so einem Ding verbunden. Enttäuschung heißt ja, dass ich mir etwas anderes vorgestellt habe oder gewünscht hätte, dass Menschen vielleicht anders reagieren oder sich auch die Zeit nehmen, das eine oder andere zu überdenken, was sie da in die Welt posaunen.
Dietrich: Wut? Was ist Wut? Wut auf eine Situation, die in der Vergangenheit entstanden ist, ist eine Machtlosigkeit. Bei mir entsteht Wut aus einer Ohnmacht. Die kann man nicht kanalisieren, die kann man nicht durch Gewalt umsetzen. Man kann mal Briefe schreiben. Aber man ist da so hilflos. Machtlosigkeit, Ohnmacht, Hilflosigkeit. Daraus ergibt sich diese Wut.
Thomas: Ich kenne es vom Training, dass Wut ein miserabler Ratgeber ist. Unterstützt dich gut, aber ein miserabler Ratgeber. Definitiv.
Katrin: Wut ist kathartisch. Reinigend. Aber ein Prozess, der benötigt wird.
Anonym: Mich macht wütend, wenn ich hilflos oder ausgeliefert bin. Wenn ich das Gefühl habe, ich kann gar nichts mitbestimmen, mir wird das einfach alles so hingeworfen. Da kann ich ganz infantile Gefühle kriegen.
Annett: Wut hat für mich mit Ohnmacht zu tun. Wenn man das Gefühl hat, dass sich Dinge in eine Richtung bewegen, die man nicht möchte. Oder Ungerechtigkeit, wo man das Gefühl hat, man kommt dagegen nicht an.
Caro: Für mich ist Wut viel impulsiver als andere Gefühle. Wut ist für mich am schwersten zu kontrollieren. Ich habe gelernt, dass Wut wichtig ist. Damit ich merke: »Da ist eine Grenze erreicht.« Bei anderen Gefühlen ist das nicht so. Bei Wut kommt man wirklich an seine persönlichen Grenzen. Deswegen würde ich sagen, dass Wut etwas anderes ist. Und auch nicht wirklich im Kontrast zu irgendwas anderem steht. Man sagt ja Freude und Trauer, das passt irgendwie zusammen. Aber ich finde, Wut hat keinen Gegenpart.
Anonym: Wenn wir von Wut als »Krankheit« sprechen, dann hat jeder diese »Krankheit Wut«. Das wäre dann eine allgemeine Krankheit. Und das würde ich bestreiten. Wut hat ja positive Seiten. Da kann ganz viel daraus erwachsen, man kann aus Wut viel lernen.
Lis: Bei mir entsteht Wut ganz oft, wenn ich eine Ungerechtigkeit verspüre: mir gegenüber oder auch anderen gegenüber. Mich bekräftigt das eher darin, mehr Gleichberechtigung stiften zu können oder anzuerkennen, wenn mir Ungerechtigkeit widerfährt.
Anonym: Ich werde wütend, wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand falsch einschätzt und wenn ich irgendwie komisch behandelt werde oder sowas. Wenn diese Wut kommt, dann bin ich alleine mit mir und dieser Wut.
Alfred: Wut zeichnet sich dadurch aus, dass sie eigentlich gar nicht auf etwas Konkretes gerichtet ist. Man weiß einfach nicht: Wo kommt das her? Wut ist ein Zeichen von eigener Wehrlosigkeit, von Hilflosigkeit. Wenn man mit den Gedanken am Ende ist und sie selber nicht mehr auffangen kann, dann staut sich das an.
Janek: Das ist auch eine Relation, die man mitdenken kann, wenn man nicht jeder emotionalen Niedrigkeit Raum einräumt. Das ist Relevanz. Und trotzdem ist man ja manchmal wütend.